120 Jahre Wasserrettung in Berlin

Im Jahr 1900 ertranken bei einem großen Sängerfest drei Männer im Weißensee, fünf andere wurden durch Schwimmer und Samariter gerettet. Das war der Beginn des ASB-Wasserrettungsdienstes in Berlin. Die Arbeiter-Samariter-Kolonne und der Arbeiter-Schwimmer-Bund sorgten fortan für Sicherheit am und im Wasser. Vieles hat sich geändert, die Hilfe ist geblieben. Im Interview berichtet Philipp Seckel vom Engagement des ASB-Wasserrettungsdienstes Berlin im Jubiläumsjahr.

Wie hat sich die Wasserrettung heute im Vergleich zu ihren Anfängen geändert?
Die Kernaufgabe, Menschen am und im Wasser in Not zu helfen, aufzuklären und Breitenausbildung anzubieten, hat sich im Grunde nicht geändert. Heute ist aber vieles besser organisiert und koordiniert und die Einsatzkräfte werden nach standardisierten Verfahren ausgebildet. In den letzten Jahren ist zudem die technische Hilfeleistung an Booten, wie z.B. bei Havarien, mit den Jahren immer wichtiger geworden.

Auf der Wasserrettungsstation ist Teamarbeit gefragt. Wer engagiert sich vor Ort?
Wir sind eine große Gruppe aller Altersklassen, gleichermaßen Frauen und Männer. Die jüngeren Mitglieder sorgen stets für frischen Wind und neue Ideen, während die Erfahrung der älteren Generationen für die professionelle Arbeit im Einsatz unerlässlich ist. Manche Szenarien tauchen eben in keinem Lehrbuch auf.

Vor welche Herausforderungen hat die Corona-Pandemie den Wasserrettungsdienst gestellt?
Zunächst musste wie bei allen Organisationen überhaupt erstmal erörtert werden, ob und unter welchen Voraussetzungen ein Rettungsdienst ausschließlich mit ehrenamtlichen Einsatzkräften stattfinden kann. Entsprechende Regelungen wurden in einem Hygienekonzept erarbeitet. Dabei musste auch die Besatzungsstärke der Stationen reduziert werden. Dies bedeutet natürlich für alle Einsatzkräfte eine höhere Belastung, besonders dann, wenn größere oder mehrere Einsätze gleichzeitig abzuarbeiten sind. Wir haben inzwischen einen gangbaren Weg gefunden, hoffen aber nichtsdestotrotz, dass sich die Lage in der nächsten Saison wieder normalisieren wird.

Was macht die Wasserrettung im Winter und an Weihnachten?
Von November bis Anfang April stehen die Boote in den Bootshallen und die Rettungsstationen bleiben zu. Wir nutzen diese Zeit verstärkt für Aus- und Weiterbildung, die Wartung der technischen Ausrüstung und Instandhaltung der Rettungsboote. Aber an Weihnachten und den Feiertagen ist dann doch jeder im Familienkreis und das Hobby ruht.

Gibt es Pläne für das neue Jahr?
Wir haben üblicherweise eine recht klar organisierte Saison ohne große Überraschungen. Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr wieder unter normalen Umständen Hilfe leisten können. Das wäre eine große Motivation für unsere Einsatzkräfte. Dank einer Förderung können wir 2021 auch wieder verstärkt in neue Technik und Ausrüstung investieren und somit unsere Arbeit professioneller ausüben und auch für potenzielle Interessierte attraktiver werden. Denn neue Mitglieder brauchen wir immer.

Foto: S. Oliveira Fürch

Foto: ASB Archiv